Zu besonderen Anlässen gönnt man sich ja hin und wieder mal eine exotische Frucht. Im besonderen Fall der Ananas fand ich allerdings das Verhältnis zwischen Fruchtausbeute und Abfall immer recht enttäuschend. Für dieses Problem gibt es aber tatsächlich eine Lösung, und die heisst: Tepache !
Tepache hat seinen Ursprung in Mexiko und wird dort angeblich häufig in Gefängnissen hergestellt. Aus Rinde und Strunk der Ananas wird gemeinsam mit braunem Zucker und Wasser ein ganz leicht alkoholisches Getränk gebraut. Eine Kurzfassung des Rezepts lautet: Alles in ein grosses Glas geben und abwarten. 😉
Der Geschmack ist schwer zu beschreiben, es ist eine Mischung aus: süsslich + fruchtig + säuerlich. Eine Kurzfassung der Geschmacksbeschreibung wiederum ist: einfach suuuuuuper lecker ! 😋
Zutaten:
Man sollte auf jeden Fall darauf achten, dass man eine Bio-Ananas findet, die nicht mit Pestiziden behandelt wurde, da man ja die Rinde direkt verwendet ! Ich hab Tepache auch schon aus einer Nicht-Bio-Ananas hergestellt, dabei hab ich aber die Rinde weggeworfen und nur den Strunk und auch das Fruchtfleisch verwendet – ohne Rinde schmeckt das fertige Getränk zwar auch richtig gut, allerdings ein ganz klein wenig anders.
In Mexiko wird als Zucker Panela (bei hohen Temperaturen verkochter Zuckerrohrsaft) verwendet, ich ersetze Panela einfach mit Demerara-Zucker. Als Gewürz nehme ich auch bloss eine Stange Zimt, aber man könnte hier – je nach Geschmack – auch noch Nelken, Pimentkörner, frische Ingwerscheiben, Sternanis oder andere Gewürze verwenden.
Zutaten mischen:
Also, los gehts ! Die Ananas grob sezieren (Grünzeug wegschneiden, Rinde und Strunk abschneiden) →
Das Grünzeug entsorgen, aber Rinde und Strunk gemeinsam mit Wasser, Zucker und der Zimtstange in ein grosses Glas mit Schraubverschluss geben →
Wassermenge und Zucker and das Glas (die Gläser) anpassen:
Nachdem ich kein 2-Liter Glas besitze, in das dann auch noch die Rinde und der Strunk von einer ganzen Ananas hineinpassen, hab ich die Zutaten einfach möglichst gerecht auf 2 Gläser aufgeteilt. Nachdem aber in meine beiden Gläser wiederum jeweils mehr als 1 Liter plus Zutaten passt, hab ich beide Gläser mit ca. 250 ml zusätzlichem Wasser bis obenhin aufgefüllt und dementsprechend auch noch mehr Zucker dazugegeben.
Kleine Rechenaufgabe: auf 2 Liter (2000 ml) sind es 100 g Zucker –> d.h. auf 1000 ml sind es 50 g Zucker –> d.h. auf 100 ml sind es 5 g Zucker –> das heisst man verwendet 5% Zucker in Gramm, gerechnet von der Menge Wasser in Millilitern. Wenn ich also 250 ml Wasser mehr dazu gebe, dann gebe ich auch noch … na, wieviel Zucker dazu ? 12,5 g … richtig ! 😄
Einmal kurz umgerührt, den Deckel nur leicht verschlossen (damit die Gärgase entkommen können), kommen die Gläser nun für 1-2 Tage auf ein sonniges Fensterbrett. Jedes Glas wird auf einen tiefen Teller gestellt, für den Fall, dass beim Gären etwas Flüssigkeit austreten sollte. Am besten schreibt man auch noch das Datum auf einen kleinen Zettel und fixiert den Zettel an den Gläsern, so weiss man immer, wie lange das Getränk schon fermentiert.
Fermentieren:
Wenn es, so wie bei mir gerade, recht sonnig ist und die Temperatur bei 30°C liegt, dann fängt die Mischung schon innerhalb weniger Stunden zu Blubbern an. Wenn es weniger sonnig bzw. etwas kühler ist, dann muss man einfach etwas länger auf die ersten Bläschen warten →
Während der Fermentation kann sich an der Oberfläche Schaum bzw. ein weisser Belag (Kahmhefe) bilden … →
… beides ist aber harmlos und kann einfach mit einem Löffel entfernt werden →
Wenn sich die ersten Bläschen zeigen (nach 1-2 Tagen am Fensterbrett) das Ananasbier aus der Sonne nehmen und bei Zimmertemperatur noch für ein paar weitere Tage im Glas gären lassen (wie immer mit nur leicht geschlossenem Deckel). Die Flüssigkeit ist am Anfang klar und wird durch die Gärung mit der Zeit etwas trüb, das ist normal.
Abfüllen:
Zwischendurch kann man immer wieder kosten: wenn einem die Säure zusagt, das Ananasbier abseihen und in Plastikflaschen umfüllen (ich nehme lieber Plastik- statt Glasflaschen, weil es entsteht durch die Gärung schon ein ordentlicher Druck, und ich will etwaigen Unfällen vorbeugen). Diese Plastikflaschen (diesmal gut verschlossen, damit keine Kohlensäure entkommt) noch ca. 2-3 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen, bis sich die Flaschen “knackig” anfühlen: d.h. man kann sie kaum mehr zusammendrücken und spürt den “inneren Widerstand” der Flaschen. Danach die Flaschen in den Kühlschrank stellen →
Man macht die Flaschen dann entweder gaaaaaaanz langsam auf (Achtung Sekt-Effekt !) … →
… oder man stellt sie zum Aufmachen am Besten gleich in die Abwasch (=Spüle) →
Geniessen:
Und jetzt kann man seinen selbst gebrauten Tepache in vollen Zügen geniessen, prost !
Und für alle, die jetzt aus irgendeinem Grund noch immer keine Lust auf Tepache haben (was ich mir kaum vorstellen kann), gibt es hier noch eine Liste von anderen “selbst gebastelten” Getränken:
- Kohlrabi-Lassi
- Kalt angesetzter Kaffee mit Sommergetränk Variationen
- Neuseeländischer “Spider” (Ice Cream float)
- Rotes Mohnblüten-Sherbet
- Rhabarber-Sekt nach Papa Mumin
- Prickelnder Kurkuma-Sekt mit schwarzen Pfefferkörnern
- Erdbeer Gin
- Ingwer-Erdbeer-Minz-Limonade
- 1 reife Bio-Ananas: Schale und Strunk wird verwendet
- 2 Liter Wasser (eventuell etwas mehr, dann die Menge des Zuckers anpassen)
- 100 g Demerara-Zucker (Rohrzucker), wer es süsser will nimmt mehr, oder zuckert am Ende nach
- 1 Zimtstange
- Plastikflaschen (Glasflaschen mit Bügelverschluss für Risikofreudige, Achtung Unfallgefahr durch Überdruck in den Flaschen !)
- Alle Zutaten gemeinsam in ein grosses verschliessbares Glas füllen. Wer kein so grosses Glas hat, teilt die Zutaten in kleineren Gläsern auf. Wer mehr Wasser verwenden will, muss die entsprechende Menge Zucker mehr dazugeben.
- Das Glas (die Gläser) auf einen tiefen Teller stellen, für den Fall, dass beim Gären Flüssigkeit austritt. Auf einem sonnigen Fensterbrett für 1-2 Tage stehen lassen.
- Sobald die Fermentation begonnen hat (wenn kleine Bläschen sichtbar werden), das Ananasbier aus der Sonne nehmen und bei Zimmertemperatur noch für ein paar Tage weiter gären lassen.
- Während der Fermentation kann sich an der Oberfläche Schaum bzw. ein weisser Belag (Kahmhefe) bilden, beides ist harmlos und kann einfach mit einem Löffel entfernt werden.
- Zwischendurch kann man immer wieder kosten: wenn einem die Säure zusagt, das Ananasbier abseihen und in Plastikflaschen umfüllen. Diese Plastikflaschen gut verschlossen noch ca. 2-3 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen. Danach die Flaschen in den Kühlschrank stellen und das Ananasbier "bei Bedarf" kühl geniessen !