Über das Rezept für das Mohnblüten-Sherbet bin ich auf der Website Palace Cuisine gestolpert und es hat mich sofort fasziniert: erstens wegen der tollen Farbe und zweitens, weil ich im Leben nie auf die Idee gekommen wäre, dass man aus Mohnblüten irgend etwas Geniessbares herstellen könnte (hier kann man über die Giftigkeit von Klatschmohn lesen, aber ich würde dieses Sherbet als eher recht harmlos einschätzen) !
Meine Experimentierfreude war auf jeden Fall geweckt und jetzt musste ich nur noch warten, bis es Sommer wurde (weil ich das Rezept natürlich mitten im Winter entdeckt hatte), bis ich das Rezept endlich ausprobieren konnte.
…
Aber jetzt ist Sommer, inklusive vorhandener Mohnblumen ! →
Bei einem feiertäglichen Nachmittags-Spaziergang mit meinem Mann sind mir ein paar Mohnblumen zum Opfer gefallen. Wir mussten dann ganz schnell nach Hause, damit ich mit meinem Experiment gleich beginnen konnte (weil wenn Mohnblumen erst einmal gepflückt sind, dann verwelken sie so rasch, dass man dabei fast zusehen kann). Laut Original-Anweisung sollte man darauf achten, dass man die Mohnblumen in der Früh sammelt – also, es war halt früh am Nachmittag und ich lass das einfach mal so gelten.
Im Originaltext steht, dass man eventuelle schwarze Flecken (spots) entfernen sollte, weil diese das Sherbet bitter machen würden. Ich war mir dabei nicht sicher, ob damit mögliche Druckstellen gemeint waren oder der Blattbereich um die Blütenstempel herum, weil dieser Bereich war bei manchen Blütenblättern komplett schwarz gemustert. Zur Sicherheit habe ich mit einer Schere bei jedem Blatt dort unten ein kleines Dreieck heraus geschnitten, sodass alles auch nur irgendwie Schwarze weg war (sicher ist sicher) →
Dieses Blatt hat nur einen ganz leicht dunkleren Bereich unten in der Mitte, aber manche waren dort wirklich komplett schwarz →
Die Blütenblätter sind “entschwärzt” und es kann losgehen: Man braucht also Blütenblätter, Wasser, Zitronensaft, Zitronensäure und viel Zucker →
Hier sind die originalen Mengenangaben (die ich aber beim nächsten Mal verändern werde, siehe unten * ):
- 2 Gläser rote Mohnblütenblätter
- 2 TL Zitronensäure (Pulver)
- 1 Glas Wasser (Anmerkung von mir: hier kommt noch ca. 1 Glas Wasser zum Einwichen der Blütenblätter dazu !)
- 4 Gläser Kristallzucker
- 2 EL Zitronensaft
Nachdem ich nur eine Handvoll Mohnblüten ergattern konnte, hab ich nur ein Viertel vom Original-Rezept gemacht – und auch, weil ich mir noch nicht sicher war, wie und ob es überhaupt schmecken würde.
Das Originalrezept fand ich etwas verwirrend, weil das Wasser, das man über die Blütenblätter giesst, nicht extra angegeben wird. Ich hab mich schlau gemacht und herausgefunden, dass wenn man eine gesättigte Zuckerlösung will (d.h. das sich kein weiterer Zucker mehr im Wasser auflösen kann, weil die Wassermoleküle schon alle Hände voll zu tun haben), dann sollte man ca. 1 Teil Wasser mit 2 Teilen Zucker mischen.
Die Blütenblätter werden in Wasser mit Zitronensäure und Zitronensaft (noch ganz ohne Zucker) drei Tage lang in die Sonne gestellt. Ich war ziemlich überrascht, dass schon nach relativ kurzer Zeit das Wasser komplett rot gefärbt war (ach ja, angeblich hat man früher rote Tinte aus den Mohnblüten hergestellt). Die entsprechende Farbe der Blütenblätter selbst würde ich als eher ungesund bezeichnen – die Blätter waren wie ausgebleicht. Ich muss gestehen, ich hab optisch, also von der Farbe der Flüssigkeit her, keinen Unterschied erkennen können zwischen 1-Tag-Stehen-Lassen und 3-Tage-Stehen-Lassen, aber ich hab mich trotzdem brav an das Rezept gehalten und gewartet →
Ich hab mich aus oben genanntem optischen Grund entschieden, die Blütenblätter abzuseihen. Den farblichen Auszug hab ich dann mit ca. doppelt soviel Zucker vermengt. Ein paarmal Umrühren hilft hier nicht, man muss den Sirup schon eine Zeitlang stehen lassen, bis sich der Zucker ordentlich aufgelöst hat. Hier im Glas sieht man unten ein wenig abgesetzten Zucker, d.h. die Lösung ist etwas übersättigt →
In einem zweiten Glas hab ich laut Rezept 1 Teil Wasser mit 2 Teilen Zucker gemischt. Hier rührt man auch gut um und lässt es so wie den roten Blütenauszug etwas stehen. Nach einiger Zeit hat sich auch hier etwas Zucker am Boden abgesetzt →
Ich hab erst später über den Sinn der getrennten Zuckerlösungen nachgedacht und bin nicht wirklich dahinter gekommen: Wenn ich die beiden Flüssigkeiten mische, dann haben beide ca. den selben Zuckergehalt. Das heisst, ich verdünne ja eigentlich nur meinen schönen roten Mohn-Sirup mit einem reinen Zuckersirup (???). Warum das so gemacht werden soll, ist mir noch ein Rätsel, weil eigentlich wäre es von der Farbe her viel schöner und auch im Geschmack noch intensiver, wenn ich nur den Mohn-Sirup verwende. Beim nächsten Mal werde ich das so halten – und unten gibt es das veränderte Rezept mit Anleitung dazu.
Auf jeden Fall hab ich die beide Sirup-Lösungen laut Angabe zusammengemischt – und ich hab noch etwas Wasser dazugegeben, damit sich der restliche Zucker auch noch auflösen kann (man könnte auch die Flüssigkeit abgiessen und den abgesetzten Zucker am Boden des Glases lassen).
Das fertige Sorbet kann nun in eine Flasche abgefüllt werden und bei dem Zuckergehalt mach ich mir über die Haltbarkeit nicht wirklich viele Sorgen →
Und nun zum Testen: Das Sherbet soll eiskalt serviert werden. Ein paar Eiswürfel tun hier einen guten Zweck, man kann sicher auch zerstossenes Eis verwenden →
Der Löffel, der dazu serviert wird (Wikipedia zu Sharbat) hat den Sinn, dass man das Sorbet eben löffelweise geniessen kann, weil zum Trinken ist diese sehr süsse Angelegenheit einfach zuviel des Guten, auch wenn man laut Original-Rezept 3/4 Teile Sirup mit 1/4 Teil Wasser verdünnt (ich hab versucht, den Sirup noch mit viel mehr Wasser zu verdünnen, aber dann bleibt weder von der schönen Farbe noch vom Geschmack viel übrig) →
Die Mohnblüten geben dem Sherbet einen höchst interessanten Geschmack ! Es ist sehr leicht adstringierend und ich wünschte, ich könnte irgendwelche geschmacklichen Vergleiche finden. Ich glaube, die einzige Möglichkeit hier ist Selber-Ausprobieren ! 😉
Mein Mann und ich mögen es auf jeden Fall sehr, und wir haben beschlossen, das Sherbet das nächste Mal über ein Vanilleeis zu giessen, nicht nur wegen des interessanten Geschmacks, sondern auch wegen der schönen Farbe ! Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass ein Teelöffel davon gut in ein Salat-Dressing passen könnte.
* Hier ist mein abgeändertes, recht einfaches Rezept:
- 2 Gläser rote Mohnblüten
- 2 TL Zitronensäure (Pulver)
- 1 Glas Wasser zum Bedecken der Mohnblüten
- 2 Gläser Kristallzucker
- 2 EL Zitronensaft
- Die Mohnblütenblätter von schwarzen Flecken bzw. schwarzer Musterung befreien.
- Zitronensäure in Wasser auflösen und Zitronensaft dazugeben. Mit dieser Mischung die Mohnblüten bedecken und solange in der Sonne stehen lassen, bis die Farbe von den Blüten in die Flüssigkeit übergegangen ist (1-3 Tage)
- Die Mohnblüten abseihen, den Zucker dazugeben und gut umrühren. Solange stehen lassen, bis sich etwas Zucker am Boden abgesetzt hat. Entweder die Flüssigkeit in ein zweites Glas abgiessen und dabei den abgesetzten Zucker am Boden des ersten Glases lassen (dann hat man exakt eine gesättigte Lösung); oder noch eine kleine Spur mehr Wasser dazugeben, nochmal umrühren und nochmal stehen lassen. Das solange wiederholen, bis sich kein Zucker mehr am Boden absetzt.
- Für späteren Gebrauch in eine verschliessbare Flasche füllen.
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I stumbled across this recipe on the Palace Cuisine website some months ago, in the middle of winter. I was immediately intrigued by it, not only because of the great red color, but also because never in my life would I have thought that you can actually use poppy petals to make something palatable (you can read about all the poisonous compounds in poppies here, but as far as I can tell this should be quite safe to consume).
With the urge to try out this recipe awakened, now I just had to wait for summer to come.
…
Finally summer is here, and in Austria in the summer red poppies bloom as wildflowers all over the country.
When I set out to make this recipe, I had only collected a handful of petals, so I made only a quarter of the full recipe. (I did not know how it would taste and if I would even like it, so this amount was actually perfect for me.)
The recipe first says you should “remove all black spots” to avoid bitterness in the sherbet. I was a bit confused about what this might mean: poppy petals can have a rather black colouring toward the centre, but I wasn’t sure if this is what they meant by “black spots,” or if it was something else that my petals didn’t have. To be on the safe side I took some scissors and cut little triangles out of the lower middle part of the petals, where they had the blackest color.
Next, you should put the petals in a glass and cover with water mixed with citric acid and lemon juice. This part is amazing – I was fascinated by the intense red color that seeped out of the petals into the liquid (I learned later on that poppy petals used to be a source of red pigment for ink). After some time the petals themselves started to look quite pale, kind of sick somehow, or unhealthy. I decided to strain them out of the liquid.
Following the original recipe I added sugar to the red liquid, and then alongside made another sugar syrup using water and sugar. At the end of the recipe those two sugar solutions should be mixed together, and I found myself wondering why? ixing of two syrups, one with color and taste, and the other just sweet and almost transparent just means that I am basically diluting my nice red color and the interesting taste, right ? So I changed the recipe slightly, skipping the second sugar syrup (with water and sugar only) and I will make my next sherbet with the red syrup alone. You will find the recipe below.
The original recipe was also confusing me a bit, as it did not contain the water for covering the petals in the ingredients list. So I had to look up the right amounts for a sugar sirup. I found out that what the original recipe was probably going for is called rich simple syrup – when no more sugar can be dissolved in water, because all the water molecules are already busy holing hands.
I wish I could write more about the very distinct taste of the sherbet. But I can not compare it with anything else. It is slightly astringent and my husband and me really like it. I guess the best way to figure out how it actually tastes, is to make some of your own. 😉
Traditionally Sherbet (or Sharbat) is served chilled, so I went for some ice cubes and poured the sherbet on top. It also comes with a spoon, which makes sense, because you can not really drink this rather sweet liquid. You want to enjoy it spoon by spoon.
My husband and me also had the idea that we will pour a little bit of it over our next vanilla ice cream. I can also imagine to use a teaspoon of it in some interesting salad dressing. Anytime some little intense sweet red is needed, now we have red poppy sherbet, all good.
Ingredients
- 2 glasses red poppy petals
- 2 t citric acid (powder)
- 1 glass of water for covering the petals
- 2 glasses granulated sugar
- 2 T lemon juice.
Instructions
- Remove any black spots from the petals (I assume here any black coloured parts should go).
- Dissolve the citric acid in 1 glass of water and add lemon juice. With this mixture cover the petals and let stand in the sun, until the red color has moved from the petals into the water mixture (1-3 days).
- Drain the petals, keeping the liquid and trashing the pale petals. Measure the amount of liquid and add double the amount of sugar to it. Stir well. Leave for a while, the sugar needs time to dissolve. Leave until some sugar has settled on the bottom of the glas. Either slowly pour the liquid into a second glass, making sure that the sugar on the bottom stays in the first glass, or add a little bit more water so that the rest of the sugar can dissolve as well. If you are adding water, repeat until no sugar remains undissolved.
- Pour liquid into a bottle for later use.