Meine Arbeit als Künstlerin hat mich Mitte Mai nach Bergen in Norwegen gebracht, um dort Live Visuals für ein Album-Release-Konzert von einem Bekannten von mir zu machen. Und weil es schon wieder 10 Jahre her ist, dass ich das letzte Mal dort war, hab ich mir gedacht, ich nehme meinen Mann mit und wir hängen auch noch ein paar Urlaubstage in Oslo dran.
Start der Reise war natürlich der Wiener Flughafen und ich war schon unheimlich gespannt auf das neue Jamie Oliver Lokal. Leider muss ich gestehen, dass es recht enttäuschend war: ich hatte mir dort andere Speisen als am Rest des Flughafens erwartet, irgendwas Spezielles halt. Aber man bekommt in Jamie’s Deli ganz genau dasselbe wie auch sonst überall. Die Namen der Speisen sind vielleicht “cool”, aber ein Käsetoast wird auch nicht besser oder anders, nur weil er Cheese Toastastic heisst. Dasselbe gilt für ein stinknormales Mozarella-Tomaten-Sandwhich, das dort The Italian Job genannt wird. Aber am allerwenigsten hätte ich von einem englischen Cooking-Star Gugelhupf, Marillenkuchen und Nuss-Schnecken erwartet. Naja … →
Am Flughafen in Bergen angekommen haben wir dort das wohl zutreffendste Toilettenschild der Welt entdeckt 😉 →
Nach der Wiedersehensfreude mit meinem Bekannten aus Bergen gab es von den Konzertveranstaltern eine Einladung zum Abendessen, die man bei den Preisen für Essen und Trinken in Norwegen ausgesprochen gerne annimmt. Wir sind in einem Lokal gelandet, das erst vor zwei Wochen seine Wiedereröffnung gefeiert hat: im Dwell.
Zunächst waren alle ein wenig skeptisch wegen der Yoga-Werbung und dem Räucherstäbchenduft im Lokal, aber man muss Dinge ja auch einfach mal ausprobieren. Das Essen war (entgegen unseren Erwartungen) richtig richtig gut, sehr liebevoll zubereitet und auch aussergewöhnlich in der Präsentation. Und zum Essen gab es Cocktails – was bei den unglaublich hohen Bierpreisen in Norwegen gängig zu sein scheint (und nein, man kann aus diesem Kugelglas nicht zivilisiert trinken und muss den Cocktail irgendwann mal in ein normales Glas umleeren) →
Bei diesen hübschen Drinks (in einem anderen Lokal) hab ich mit Grauen zusehen müssen, wie der Barkeeper rohes Eiklar dazu verwendet hat ! Auf meine Frage bezüglich Salmonellen bekam ich von meinem Bekannten als überzeugte Antwort, dass Salmonellen in Norwegen “nicht existieren”. Ich kann das zwar nicht ganz glauben, aber wir haben die Drinks auf jeden Fall ohne unnatürliche Beeinträchtigung überlebt →
Am nächsten Tag haben wir (teilweise) sehr brav das gemacht, was alle Touristen machen, uns nämlich mit der Standseilbahn, der Fløibanen, auf den Berg Fløyen hinaufziehen lassen. Dort oben gibts nämlich nicht nur einen wunderbaren Ausblick (wenn man Glück hat und nicht einen von 270 Regentagen im Jahr erwischt) … →
… sondern auch haufenweise Trolle, … →
… woraus sich selbstverständlich ein allgemeines Flugverbot für Hexen ergibt →
Wieder unten, zurück im Zentrum, hat uns unser Bekannter zum legendären Fischmarkt geführt: dort gibt es für uns Vegetarier zwar nichts zum Essen, dafür aber umso mehr zu sehen (ich finde immer, dass so ein Fischmarkt etwas von einem Besuch im Gruselkabinett hat) →
Wir haben auf jeden Fall gelernt, dass die Königskrabbe (Kongekrabbe) im Auftrag Russlands in der Barentssee ausgesiedelt wurde und sich seitdem unglaublich stark vermehrt hat. Das heisst, man kann diese Riesendinger offensichtlich sogar mit gutem Gewissen essen, weil man dabei ja eigentlich nur hilft, die Invasion einzudämmen →
Wir sind von unserem Bekannten auch auf Norwegens grösstes Gebäude aufmerksam gemacht worden. Er hat gemeint, es sei zwar keine Touristenattraktion in dem Sinn, aber durchaus sehenswert: Das Natural Science Building der Universität von Bergen. Und es ist tatsächlich sehr beeindruckend, ein wahres Meisterwerk an Brutalismus … →
… welches einen schönen Kontrast zu den eher idyllischen alten Häusern gleich um die Ecke bietet →
Aber in Bergen kann man sich nicht nur tolle Häuser ansehen, sondern auch Schiffe – und zwar nicht nur im Hafen, sondern überall ! Auf Säulen →
… auf den Kanaldeckeln →
… auf Wandbildern (wie z.B. hier am Bahnhof) →
Als Binnenländerin ist das natürlich faszinierend für mich, für die Nachkommen eines Seefahrervolkes ist es wahrscheinlich eher normal.
Und warum sind wir jetzt am Bahnhof ? Weil wir beschlossen haben, von Bergen nach Oslo den Zug zu nehmen. Die Fahrt dauert zwar ca. 7 Stunden lang, aber wir wollten auch etwas von der norwegischen Landschaft sehen. Noch schnell etwas vegetarisches Proviant eingekauft, und schon kann es losgehen – ach ja, die Kuchen sehen auch irgendwie anders aus, oder ? →
Man hat uns gewarnt ! Wegen der Zugfahrt. Dass es da ein Problem geben könnte mit “sich die Landschaft ansehen”. Wir haben es natürlich für Übertreibung gehalten, bis wir dann im Zug gesessen sind. Die Rede ist hier von Tunneln. Weil davon gibt es auf dem Weg zwischen Bergen und Oslo viele, sehr sehr viele (und wer mag, kann sich auf Youtube hier und hier tatsächlich die gesamte Strecke quasi als Beweis dafür ansehen).
Aber trotz der vielen Tunneln haben wir durch die Zugfenster hindurch gesehen, was wir erwartet haben: Eine unheimlich schöne Landschaft.
Wilde Flüsse, … →
… traditionell rot angemalte Holzhäuser, … →
… pittoreske Schneelandschaften … →
… mit soviel Schnee, dass wir tatsächlich kaum beim Fenster hinaussehen konnten, weil es durch den Schnee zu hell war ! Der viele Schnee reflektiert das Sonnenlicht so stark, dass man es ohne Sonnenbrille kaum schafft, länger als zwei Sekunden in das Weiss zu blinzeln (so, und jetzt weiss ich auch theoretisch, wie man schneeblind wird ! ) →
Und nachdem es in Österreich ja in der Zwischenzeit schon recht heiss geworden ist (es ist immerhin Anfang Juni), helfen diese Schnee-Bilder vielleicht jemandem, sich ein wenig abzukühlen →
Am Abend in Oslo angelangt, sind wir noch ein bisschen herumspaziert, um unsere von der Zugfahrt steif gewordenen Beine etwas aufzulockern und anschliessend haben wir uns mit jeweils einem Bier dafür belohnt, dass wir so fleissig aus dem Fenster geschaut haben. Diese Belohnung hat uns einmal 90 NOK und einmal 120 NOK gekostet, was insgesamt soviel wie 22 Euro bedeutet. Und wenn man dann später aus Norwegen wieder zurück in Österreich ist, kommt einem alles wahnsinnig billig vor ! →
In Oslo hab ich meinen Mann als erstes in diese französische Patisserie geführt, in der ich vor 10 Jahren zum ersten Mal von Desserts so richtig beeindruckt war, ins Pascal →
Angeblich geht dort auch der König von Norwegen zum Naschen hin – und was für den König taugt, soll für uns gerade einmal gut genug sein: es hat etwas mit Passion und etwas Karamelliges sein dürfen. Und das Glas mit Himbeeren bekommt man einfach so dazu, gute Idee ! →
Als nächstes haben wir in Oslo einen norwegischen Freund besucht, der in Grünerløkka einen Garten hat und uns dorthin eingeladen hat. Wir haben sogar zwei Tulpen von ihm bekommen, die uns die restlichen Tage im Hotelzimmer erfreut haben ! Grünerløkka ist eine Gegend mit vielen Cafés, Bars, Design-Läden, Second-Hand-Geschäften, Galerien und Pop-Up-Stores, also so richtig hip eben →
Auf dem Weg zu unserem Freund haben wir uns dort ein bisschen umgesehen und in einem Innenhof zufällig die “Galleri 69” entdeckt, in der gerade eine Künstlerin namens Merete Dille eine Ausstellung hatte. Und nachdem das hier ja eigentlich hauptsächlich ein Food-Blog sein sollte, gibt es hier ein Foto einer Arbeit der Künstlerin, die schon auch etwas mit Food zu tun hat →
Unser Freund war dann so nett und hat uns mit verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln zum Vigeland-Skulpturenpark gelotst. Den Besuch dort finde ich fast obligatorisch, wenn man schon in Oslo ist ! Die Skulpturen (212 an der Zahl) sind faszinierend und … eigenartig. Ein anderes Wort fällt mir dazu nicht wirklich ein →
Anschliessend an den Besuch im Park sind wir von unserem Freund weiter durch die Stadt geführt worden. Und weil am kommenden 17. Mai in Norwegen der Verfassungstag war (das ist in etwa so wie bei uns der Nationalfeiertag), welcher angeblich recht folkoristisch ausfällt, gab es recht viele norwegische Trachten in den Auslagen zu sehen. Und ähnlich wie bei der österreichischen Tracht gibt es eine Unzahl verschiedener Stile, je nach Region, … →
… ich muss gestehen, dass es mir diese Wiesenblumen sehr angetan haben →
Als nächstes fanden wir uns zuerst auf dem neu erbauten Opernhaus (mit Blick über die Stadt), … →
… und danach im Opernhaus. Und dort im Foyer fanden wir (schon wieder) eine Kunst-Installation von Olafur Eliasson vor: “The Other Wall” →
Den Rest vom sicherlich sehr sehenswerten Innenleben des Opernhauses darf man sich leider (und auch verständlicherweise) nur mit Führung ansehen, was wir aber auf ein andermal verschoben haben, … →
… weil wir uns natürlich auch noch das Vikingskipshuset ansehen mussten, das Wikingerschiff-Museum ! →
Die hier ausgestellten Schiffe dienten als Gräber für wichtige Leute und deswegen sind auch allerlei Grabbeigaben mit ausgestellt: “Der Tote brauchte Essen und Trinken.” Na klar ! Wer braucht das nicht !? →
Und damit der oder die Tote auch gut kochen konnte, hat man ein paar kleine praktische Küchenutensilien dazu gelegt →
Was mich bei den filigranen Schnitzarbeiten sehr fasziniert hat, waren diese extrem feinen Metallverzierungen – ich versuche mir dabei immer vorzustellen, wie so etwas gemacht wurde →
Mit der Fähre (nur weil’s Spass macht – man könnte ja auch den Bus nehmen) sind wir wieder zurück ins Zentrum von Oslo … →
Und nach einem kurzen Besuch im Historischen Museum (aber darauf einzugehen würde jetzt den Rahmen wirklich sprengen) finden wir, dass wir uns ein gutes Abendessen verdient haben. Nachdem in Norwegen das Essen und Trinken wirklich teuer ist (15 Euro für eine ganz normale Pizza Margherita und ebensoviel für einen grünen Salat!), haben wir unseren Freund nach einem Geheimtipp gefragt: billig und gut sollte es sein! Er hat uns das indische Lokal Punjab Tandoori empfohlen →
Dort bekommt man tatsächlich für 70 NOK (das sind in etwa 7.50 Euro) ein richtig gutes vegetarisches Essen. Das Lokal hat Selbstbedienung und es erinnert eher an eine Mensa, aber das Essen ist: gut und billig ! 🙂
Im Eingangsbereich sind Zeitungsausschnitte ausgestellt, in denen darauf hingewiesen wird, dass man hier “unter 100 Lappen” ein Essen bekommt, was offensichtlich recht erwähnenswert scheint ! →
Nach vielen vielen Eindrücken im hohen Norden sind wir am nächsten Tag wieder gut in Wien gelandet und es hat nicht sehr lang gedauert, bis wir uns wieder an die recht humanen Preise hierzulande gewöhnt haben.